„Athens Classic Marathon“- Mein schönster Marathon „Athens Classic Marathon“ am 04.11.2001

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Mein schönster Marathon „Athens Classic Marathon“ am 04.11.2001

Der Athen-Marathon ist ein Marathonlauf, der von Marathon nach Athen führt. Dieser findet in seiner heutigen Form seit 1983 statt, zunächst im Oktober, derzeit im November, und wird vom griechischen Leichtathletikverband SEGAS organisiert. Zum Programm gehören auch ein 5-km- und ein 10-km-Lauf.

Mit ca. 16.000 Zieleinläufern ist er der größte Marathon in Südosteuropa.

Geschichte:

Foto von 2019 vom Veranstalter

Der erste Marathonlauf der Neuzeit fand anlässlich der Olympischen Spiele 1896 statt. Grundlage war die Legende vom Botenläufer Pheidippides, der nach der Schlacht bei Marathon im Jahr 490 v. Chr. nach Athen gelaufen und auf dem Areopag nach Verkündung der Siegesnachricht vor Erschöpfung tot zusammengebrochen sein soll.

 

 

Start vom zweiten Startblock im Jahr 2018-Foto vom Veranstalter

Sieger dieses Wettkampfes war der Grieche Spyridon Louis in 2:58:50 h. Die Streckenlänge betrug damals ca. 40 km. Erst 1921 bestimmte der Internationale Leichtathletik-Verband IAAF die offizielle Länge von Marathonläufen mit 42,195 Kilometern, was der Distanz bei den Olympischen Spielen 1908 in London entsprach.

 

Olympischer Marathon 2004

Nach 1896 wurde bis in die 1950er Jahre kein Marathonlauf mehr in Athen veranstaltet. Ab 1955 fand ein Marathon-Lauf im Frühjahr und einer seit 1972 im Herbst statt. Bei ersterer Veranstaltung lief 1969 der Engländer Bill Adcocks mit 2:11:07,2 h eine Zeit, die als Streckenrekord bis zum Olympiasieg von Stefano Baldini 2004 bestand hatte.

 

 

Die Entscheidung fällt im Jahr 2004

Die jetzige Veranstaltung ist dem Andenken des Leichtathleten, Arztes und Politikers Grigoris Lambrakis gewidmet. Dieser organisierte kurz vor seiner Ermordung 1963 einen Friedensmarsch von Marathon nach Athen. Die Demonstration wurde durch die Polizei verboten, so dass sich Lambrakis, geschützt durch seine parlamentarische Immunität, alleine auf den Weg machte.

 

Olympische Spiele in Athen

Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 1982 wurde zum ersten Mal bei den Frauen der Europameistertitel im Marathon vergeben. Auf der Strecke von Marathon nach Athen siegte die Portugiesin Rosa Mota in 2:36:04 h; bei den Männern setzte sich der Niederländer Gerard Nijboer in 2:15:16 h durch.

 

 

Auf dem Olympiagelände

Am 9. April 1995 wurde der letzte World Cup Marathon der IAAF ebenfalls auf der Strecke des Athen-Marathons ausgetragen. Sieger wurden der Kenianer Douglas Wakiihuri in 2:12:01 h und die Rumänin Anuța Cătună in 2:31:10 h. Auch die Marathonläufe der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1997 und Olympischen Spiele 2004 folgten der klassischen Route.

 

 

So sehen Sieger aus

Weltmeister wurden der Spanier Abel Antón in 2:13:16 h und die Japanerin Hiromi Suzuki in 2:29:48 h, die olympischen Goldmedaillen gingen an den Italiener Stefano Baldini (2:10:55 h) und die Japanerin Mizuki Noguchi (2:26:20 h). Bei beiden Olympia-Marathonläufen war ich im Stadion (Frauen-Marathon) und auf der Strecke bei km 40 (Männer-Marathon).

 

Strecke:

Foto vom Veranstalter aus dem Jahr 2017

Die Strecke beginnt in der Ortschaft Marathon und führt zunächst nach Süden, wobei der Grabhügel der in der Schlacht von Marathon gefallenen Athener umrundet wird. Danach wird die Stadt Nea Makri durchquert. Nach zehn flachen Kilometern kommen nun die ersten Anstiege.

 

 

 

Bei Rafina biegt der Kurs nach Westen ab und ab Kilometer 16 geht es stetig „Auf und Ab“ und über Pikermi, Pallini und Gerakas gelangt man bei km 32 nach Agia Paraskevi, wo mit 240 m über dem Meer der höchste Punkt der Strecke erreicht wird. Von dort geht es bergab durch Chalandri und Cholargos in die Kernstadt von Athen. Das Ziel befindet sich im Panathinaiko-Stadion.

Mein Rennen:

Nach dem für mich erfolgreichen Berlin Marathon Ende September (3:02 h) nutze ich den geplanten Besuch bei unseren Verwandten in Athen (die wollten unseren Sohn sehen, der 1 Jahr zuvor geboren worden ist) und nahm am „Athens Classic Marathon“ teil. Die Woche davor war es sommerlich warm bei Temperaturen um 25 Grad und wir genossen diese Zeit. Am 01.11 änderte sich aber die Wetterlage und es kam ein kräftiges Tief mit einem Temperatursturz um bis zu 20 Grad und heftigem Dauerregen nach Griechenland.

 

 

Bereits bei der „Streckenabfahrung“ am Samstag vor dem Marathon regnete es ununterbrochen und bei 7 Grad in den Mittagsstunden konnte man Erahnen was einen neben der heftigen Strecke am Marathon-Sonntag erwarten würde. Am Tag davor waren wir noch in der Basketball-Arena von Panathinaikos Athen zur Marathon-Messe und Startnummernabholung, trafen die ehemaligen Marathon-Spitzenläufern Sonja Oberem (gewann den Athen Marathon 2001 und 2002) und genossen den Tag bei 22 Grad und viel Sonne.

 

 

Der Marathon-Sonntag

Um 5.00 Uhr fuhr mich Petrus (einer meiner Verwandten) zum Panathinaiko-Stadion, wo die tausenden Teilnehmer mit unzähligen Bussen nach Marathon zum Start gebracht worden sind. Mein Bus fuhr um 5.45 Uhr im Dauerregen und bei Temperaturen um 7 Grad los.

 

Damaliger Bericht vom Athen-Marathon 2001Μαραθώνιος Αθήνας 4 Νοε 2001 live ΝΕΤ μέρος 1/3 , & Βαρτζάκης – YouTube

Ab 8:20 kann man die Ausschnitte sehen, wo die Straßen komplett überflutet sind.

Bild vom Veranstalter aus dem Jahr 2010-Marathonstart

Eine Stunde später erreichten wir das historische Örtchen Marathon und begaben uns im Regen auf das in Bau befindliche „Olympiastadion“, in dem wir im Keller ein trocknes Plätzchen fanden. Pünktlich um 8.30 Uhr erfolgte der Marathon Start in Marathon. Neben den vielen Weltklasseläufer*Innen traf ich am Start auch auf eine fünfköpfige Läufergruppe aus meinem ehemaligen Leichtathletik-Verein LC Stolpertruppe.

 

Bei Kilometer 10

Die ersten Kilometer störte der Dauerregen bei Temperaturen bei knapp unter 10 Grad noch nicht so, aber bei Kilometer 8 mussten wir einige hundert Meter durch knöcheltiefes Wasser laufen. Ich bin es sehr gemütlich auf den ersten 15 km angegangen (1:15:58 h), ich wusste ja was mich kurz nach diesem Kilometerschild erwarten würde.

 

Es ging nur noch „hoch und runter“, die Halbmarathonmarke erreichte ich nach 1:47 h. Nun wurde der Marathon für mich das Erlebnis schlecht hin. Am höchsten Punkt der Strecke (240 m über dem Meer) und nach einem 2 km langen heftigen Anstieg hatte ich schon 5 Minuten auf die Mannen um Harald Sperling vom LC Stolpertruppe aufgeholt.

 

Bei Kilometer 40

Ich steigerte mein Tempo stetig, trotz der schweren Strecke und der nunmehr 3 Grad im Örtchen Agia Paraskevi. Kurz nach km 32 überholte ich dann diese Laufgruppe und war am Ende über 15 Minuten vor denen im Ziel im Panathinaiko-Stadion.

 

 

 

Im Ziel

Die Außenbezirke von Athen waren nun erreicht, einige wenige Minuten regnete es mal nicht, als ich mich an einem Verpflegungsstand ausgiebig verpflegte mit dem damals in Deutschland noch nicht erhältlichen „Powerade“. Einige tausend Athener säumten in diesem Streckenabschnitt die Strecke.

 

 

 

Kurz nach dem Zieleinlauf

Bei Kilometer 36 kam dann für mich aber der Punkt, wo mir das Laufen schwerfiel. Zwischen den Kilometern 22 und 32, wo die Marathonstrecke die meisten Höhenmeter auswies, lief ich diesen Streckenabschnitt in 43:12 Minuten. Dieser Kraftakt forderte jetzt seinen Tribut.

 

 

Da war das Wetter noch schön

Die Beine waren auf Grund des fast ständigen Regens und der Temperaturen zwischen 3 und 9 Grad schon fest genug und dann noch dieser Kraftakt. Meine Familie und meine Verwandten (insgesamt 12 Personen) warteten auf meine Ankunft im Olympiastadion von 1896. Unter ihren sehr lauten und starken Anfeuerungen ging es auf die lange, letzte Gerade in diesem Marathonlauf.

 

 

Ein Teil der Familie 2004

Leider sind einige dieser „Supporter“ nicht mehr unter uns, was mich beim Schreiben dieser Zeilen wieder stark bedrückt. Dank ihrer Unterstützung überholte ich noch zahlreiche Marathonläufer und kam sehr glücklich in 3:24:12 Stunden ins Ziel.

 

 

 

Sieger 2001:

4. Nov. 2001 Noah Bor Kenia Kenia 2:19:26 Sonja Oberem Deutschland Deutschland 2:36:15
    3:24:23,1 lautete die Laufzeit von mir, mit dieser belegte ich den 174.Gesamtplatz

 

Athen-Marathon-Streckenrekorde:

Männer: 2:10:37 h, 2014
Kenia Felix Kandie


Frauen: 2:31:06 h, 2010
Litauen Rasa Drazdauskaitė

Übrigens lief Felix Kandie 2017 beim Berlin Marathon eine 2:06:13 h.

2004 lief ich in Athen dann noch bei einem 10er eine 36:03. 

Im Laufe meiner nunmehr 42 laufenden Jahre und der zahlreichen erfolgreichen Marathonläufe (nur 1 Ausstieg im Jahr 1999) und Wettkämpfe auf vier Kontinenten, war dieses eines meiner schönsten Lauferlebnisse.

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